Der Zweite Weltkrieg

 

Aufstand im Warschauer Ghetto 1943. Während der Vernichtung des Ghettos wurden über 50.000 Menschen getötet oder in Vernichtungslager verschleppt. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-41636-0002 / CC-BY-SA 3.0.

 

Der Zweite Weltkrieg dauerte über sechs Jahre von 1939 bis 1945 und war der bisher größte und verlustreichste Konflikt der Menschheitsgeschichte. Auslöser des Krieges war der völkerrechtswidrige Angriff von Hitler-Deutschland auf Polen am 1. September 1939.

 

Übersicht über den Zweiten Weltkrieg

 

Adolf Hitler und der Zweite Weltkrieg

Adolf Hitler 1938. Foto: Wikimedia Commons, Bundesarchiv, Bild 183-H1216-0500-002.

 

Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Nur vier Tage danach sprach Adolf Hitler am 3. Februar 1933 vor Reichswehroffizieren über die Eroberung von "Lebensraum im Osten". 

"Wir dürfen den 8. Mai 1945 [Kriegsende] nicht vom 30. Januar 1933 trennen...

Auf dem Weg ins Unheil wurde Hitler die treibende Kraft. Er erzeugte und er nutzte Massenwahn. Eine schwache Demokratie war unfähig, ihm Einhalt zu gebieten."
Bundespräsident Richard von Weizsäcker

Hitlers Weg in den Krieg

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichspräsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Nur vier Tage nach seiner Ernennung zum Reichskanzler sprach Adolf Hitler am 3. Februar 1933 vor Reichswehroffizieren über die Eroberung von "Lebensraum im Osten". Um Rückenfreiheit für die Zerschlagung der "jüdisch-bolschewistischen Sowjetunion" zu erlangen, sahen seine schon in den zwanziger Jahren entwickelten Pläne ein Bündnis mit der Seemacht Großbritannien vor.

Schon im Februar 1933 werden Bürgerrechte ausgesetzt. Bei der letzten Reichstagswahl am 5. März wird Hitlers NSDAP stärkste Partei, verfehlt aber mit 43,9 Prozent die absolute Mehrheit. Der Reichstag verabschiedet am 23. März das Ermächtigungsgesetz. Hitlers Regierung kann nun Gesetze ohne das Parlament erlassen, damit wird der Reichstag entmachtet. Mit dem „Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich“ werden am 31. März bis auf den Landtag Preußens alle Länderparlamente aufgelöst. Am 2. Mai werden die Gewerkschaften verboten. 

In seiner ersten großen außenpolitischen Rede vor dem Reichstag am 17. Mai 1933 stellte Hitler den Nationalsozialismus als eine Bewegung dar, die einzig auf den Frieden verpflichtet sei. Er wolle die bestehenden Verträge beachten und nur auf dem Verhandlungswege eine Revision des Versailler Vertrages anstreben.

Betonte er öffentlich immer wieder seine Friedensbereitschaft, so forderte er insgeheim die Kriegsvorbereitungen. In der geheimen Denkschrift zum Vierjahresplan vom August 1936 hieß es kategorisch, die deutsche Armee müsse "in vier Jahren einsatzfähig, die deutsche Wirtschaft in vier Jahren kriegsfähig sein". Die Rüstungsausgaben hatten sich von 3,3 Milliarden Reichsmark 1933 auf neun Milliarden Reichsmark im Jahre 1936 verdreifacht.

Am 7. März 1936 besetzten Hitlers Wehrmacht die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes ohne Gegenwehr.

Im November 1937 erklärte Hitler vor den Oberbefehlshabern der drei Wehrmachtsteile in einer vierstündigen Grundsatzrede, dass er "in absehbarer Zeit" gewaltsam vorgehen wolle.  Zur Lösung der "deutschen Frage könne es nur noch den Weg der Gewalt geben", und das müsse "in den nächsten Jahren schrittweise unter Ausnutzung günstiger Konstellationen erfolgen."

Am 12. März 1938 marschierten unter dem Jubel der Bevölkerung die deutschen Truppen in Österreich ein. Als England dann den "Anschluss" Österreichs hinnahm und im September 1938 auf der Münchner Konferenz mit Frankreich und Italien auch der Abtretung der Sudetengebiete an Deutschland zustimmte, verfügte Hitler über fast alle von ihm gewünschten strategischen Voraussetzungen zum Krieg gegen die Sowjetunion.

Dass die deutsche Bevölkerung von nun an auf einen Krieg eingestellt werden müsse, forderte Hitler vor der deutschen Presse einen Tag nach der "
Reichspogromnacht" am 9. November 1938, deren Pogrome eine Vorstellung von dem aufkommen ließen, wozu die Nationalsozialisten fähig waren. Dennoch wurden Hitlers Äußerungen, nach denen ein neuer Krieg in Europa mit der Vernichtung des Judentums enden würde, kaum ernst genommen.

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Knapp 60 Millionen Menschen verloren während des sechs Jahre dauernden Krieges ihr Leben.
Reichskanzler Adolf Hitler gab den Angriff auf Polen als Verteidigungsaktion aus. Angeblich hätten polnische Soldaten den Rundfunksender Gleiwitz, im heutigen Gliwice, überfallen. Tatsächlich hatte die SS den Vorfall inszeniert. Frankreich und Großbritannien forderten den Rückzug der deutschen Soldaten aus Polen innerhalb von zwei Tagen. Hitler ließ das Ultimatum verstreichen. Der deutsche "Blitzkrieg" zwang Polen innerhalb von vier Wochen in die Knie. Es war der Beginn eines weitaus größeren, barbarischen Krieges, der bald weite Teile der Welt ergriff und der unfassbares Leid über die Menschen bringen sollte. In Deutschland wird der 1. September alljährlich als „Antikriegstag“ begangen.

 

Beginn des Zweiten Weltkriegs

Überfall auf Polen am 1. September 1939

Polen, Parade vor Adolf Hitler. Bundesarchiv. Bild 183-S55480. CC-BY-SA-3.0-de.

 

Vor 83 Jahren, am 1. September 1939, begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Knapp 60 Millionen Menschen verloren während des sechs Jahre dauernden Krieges ihr Leben.
Er sollte das deutsch-polnische Verhältnis noch viele Jahrzehnte belasten. Reichskanzler Adolf Hitler gab den Angriff auf Polen als Verteidigungsaktion aus. Angeblich hätten polnische Soldaten den Rundfunksender Gleiwitz, im heutigen Gliwice, überfallen. Tatsächlich hatte die SS (Schutzstaffel) den Vorfall inszeniert. Frankreich und Großbritannien forderten den Rückzug der deutschen Soldaten aus Polen innerhalb von zwei Tagen. Hitler ließ das Ultimatum verstreichen.Der deutsche "Blitzkrieg" zwang Polen innerhalb von vier Wochen in die Knie. Es war der Beginn eines weitaus größeren, barbarischen Krieges, der bald weite Teile der Welt ergriff und der unfassbares Leid über die Menschen bringen sollte. In Deutschland wird der 1. September alljährlich als „Antikriegstag“ begangen.

 

Hintergrund und Kontext des Kriegsbeginns

 

Am 1. September 1939 um 4.45 Uhr eröffnete das Linienschiff "Schleswig-Holstein" das Feuer auf polnische Befestigungen auf der Westerplatte vor der Freien Stadt Danzig. Etwa zur selben Zeit brachten deutsche Bomber hunderten schlafenden Einwohnern der zentralpolnischen Kleinstadt Wielun den Tod. Sie sind die ersten Opfer eines Krieges, der in seiner Ungeheuerlichkeit alle bisherigen Kriege in den Schatten stellt.

„Polen hat heute Nacht zum ersten Mal auf unserem eigenen Territorium auch mit bereits regulären Soldaten geschossen. Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!” verkündete Adolf Hitler am Vormittag im Berliner Reichstag. Der Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen wurde von der deutschen Propaganda als Reaktion auf einen angeblichen polnischen Angriff umgedeutet. Eine glatte Lüge: Der angebliche Angriff auf den Rundfunksender der Grenzstadt Gleiwitz wurde von SS-Leuten in polnischen Uniformen verübt. Mit dem Angriff des Linienschiffes Schleswig-Holstein auf die Danziger Westerplatte begann der deutsche Überfall auf Polen. Noch am selben Tag erklärte die deutsche Führung den Anschluss Danzigs an das Deutsche Reich.

Die Westmächte verfolgten zu diesem Zeitpunkt eine "Appeasement-Politik" - eine Politik der Beschwichtigung. Sie gestanden Hitler mehrere Aufrüstungs- und Expansionsschritte zu. Nachdem Hitler das von Großbritannien und Frankreich gestellte Ultimatum für einen Rückzug aus Polen nicht befolgte, erklärten die beiden Großmächte am 3. September 1939 dem Deutschen Reich den Krieg. Allerdings folgten darauf nur minimale militärische Handlungen, so dass Polen nicht sonderlich entlastet wurde.

Bereits am 17. September zerschlug die Wehrmacht den polnischen Widerstand und der polnische Staat brach zusammen. Im Zuge des geheimen Zusatzprotokolls im deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt vom August 1939 ("Hitler-Stalin-Pakt") besetzte die Rote Armee ohne Gegenwehr Teile Ostpolens. Einen Tag später schlossen deutsche Truppen auch die Hauptstadt Warschau ein. Am 27. und 28. September wurde die Stadt bombardiert und schließlich eingenommen, weitere Besatzungen folgten.

Die letzten polnischen Truppen kapitulierten am 6. Oktober 1939. Dieses Datum gilt als Ende des Polenfeldzugs. Die polnische Armee hatte den Tod von 120.000 Soldaten zu beklagen. 917.000 mussten den Weg in die Kriegsgefangenschaft antreten. Deutschland verlor im "Blitzkrieg" gegen Polen rund 10.600 Soldaten.

Hitler und Stalin teilten wie verabredet Polen unter sich auf. Im Abkommen von Brest-Litowsk wurden die nach dem Ersten Weltkrieg abgetretenen polnischen Gebiete und weitere Gebiete Zentralpolens an das Deutsche Reich angegliedert. Das als Generalgouvernement zusammengefasste "Restpolen" hatte in den folgenden Jahren in verheerendem Ausmaß unter Plünderungen und Terror des deutschen Besatzungsregimes zu leiden. Ostpolen fiel an die Sowjetunion.

Adolf Hitler, Erklärung der Reichsregierung vor dem Deutschen Reichstag,
1. September 1939.

 

Der Weg zum Krieg

"Wie lange werden die Flitterwochen anhalten?" Karrikatur: wikimedia/Clifford K. Berryman, The Washington Star, 1939; public domain.

 

Als mit der Zerschlagung der "Rest-Tschechei" im März 1939 auch die letzte Voraussetzung Hitlers für den Kriegsbeginn erfüllt war, garantierten England und Frankreich die Unabhängigkeit Polens. Davon unbeeindruckt, wies Hitler die Wehrmacht Anfang April an, einen Feldzug gegen Polen vorzubereiten.

Der Hitler-Stalin-Pakt

Hitlers Außenpolitik hatte zum Ziel, neuen "Lebensraum" zu schaffen - notfalls auch mit Kriegen. Am 23. August 1939 unterzeichnete Joachim von Ribbentrop, Reichsminister des Auswärtigen, in Moskau einen deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt. Dessen geheimes Zusatzabkommen sah die Aufteilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion vor. Das Abkommen sollte die Wehrmacht davor schützen, dass bei einem Überfall auf Polen die Sowjetunion eingreifen würde und Deutschland in einen Zweifrontenkrieg geraten könnte. Zu einem gemeinsamen Krieg gegen die Westmächte war der sowjetische Diktator Josef Stalin jedoch nicht bereit. 
Weitere Informationen zum Pakt: 
bpb 

Seinen ersten Angriffsbefehl auf Polen widerrief Hitler, als der englische Premier mitteilte, dass auch der deutsch-sowjetische Pakt England nicht von der Erfüllung seiner Verpflichtungen gegenüber Polen abhalten werde. Doch am 1. September 1939 eröffnete er den Krieg gegen Polen.

Kampfpanzer 1939 durch eine polnische Ortschaft fahrend. Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-012-0016-20 / Kliem / CC-BY-SA 3.0.

 

Warschau 1939. Foto: Bundesarchiv, Bild 101I-001-0251-38 / Schulze / CC-BY-SA 3.0.

 

Redeauschnitt: Hitlers Rede im Reichstag am 1. September 1939

 

 
"Polen hat nun heute Nacht zum erstenmal auf unserem eigenen Territorium auch durch reguläre Soldaten geschossen. Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten! Wer mit Gift kämpft, wird mit Giftgas bekämpft."

 

Der Überfall auf Polen als Teil der NS-Außenpolitik

 

Adolf Hitler hatte schon lange vor dem 1.9.1939 Pläne gefasst, einen Krieg zu entfachen, um Deutschland als Weltmacht zu etablieren. Das angestrebte "Großdeutsche Reich" sollte sich über Polen bis weit nach Russland erstrecken. Die nationalsozialistische Politik sah außerdem eine rassische Neuordnung innerhalb Europas vor. Die Nationalsozialisten wollten Minderheiten wie Juden oder Sinti und Roma auslöschen, um die "arische Rasse" aufzuwerten.


Hitlers Außenpolitik zielte zunächst darauf ab, die politische Isolation Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg zu überwinden. Vor den Augen der anderen europäischen Mächte betrieb das Deutsche Reich vordergründig Friedenspropaganda, tatsächlich jedoch sollte Deutschland gezielt für den geplanten Krieg militärisch aufrüsten und wirtschaftlich autark gemacht werden. Der Überfall auf Polen war ein erster gewalttätiger Schritt der expansiven deutschen Außenpolitik.

Schon am 3. Februar 1933 forderte Hitler in einer Geheimrede vor den ranghöchsten Offizieren der Reichswehr, das Deutsche Reich müsse neuen "Lebensraum im Osten" erobern und diesen "rücksichtslos germanisieren". Deutschland sollte schnell aufrüsten und wieder militärische Stärke erlangen. Den Staaten, die durch die NS-Machtübernahme aufgeschreckt waren, hielt Hitler das Selbstbestimmungsrecht für Deutschland entgegen. Um einer drohenden Isolation zu entgehen, schloss Hitler außerdem Verträge (z.B. das Konkordat zwischen dem deutschen Reich und dem Vatikan), die vertrauensbildend wirken sollten.

Die anderen Länder nahmen die politische Umwälzung in Deutschland zunächst ohne weiteres hin. Hitler führte 1935 die Wehrpflicht wieder ein und rüstete militärisch auf. Die britische Regierung verhielt sich mit Premierminister Chamberlain sehr zurückhaltend. Erste militärische Nahziele Hitlers waren die Eroberungen von Österreich und der Tschechoslowakei, um den Gewinn von Nahrungsmitteln sicherzustellen. Nachdem Deutschland Österreich 1938 annektiert hatte, wurde die Sudetenkrise zum Brennpunkt des internationalen Konflikts. Die Krise führte letztendlich zur widerstandslosen Besetzung der restlichen Tschechoslowakei durch Deutschland. Auf der Münchener Konferenz einigten sich die europäischen Staatsmänner, Deutschland die Eingliederung des Sudetenlandes zu gewähren. Schließlich wollten die Briten einem erneuten Weltkrieg aus dem Weg gehen.

Im März 1939 besetzten Truppen der deutschen Wehrmacht völkerrechtswidrig die „Rest-Tschechei". Diese Eroberung war aus strategischen Gründen wichtig, da der langgezogene Landstreifen weit nach Osteuropa führte. Für die europäischen Großmächte war mittlerweile unmissverständlich geworden, dass das NS-Regime keineswegs am Frieden in Europa interessiert war. Nach der gewaltsamen Eroberung der Tschechoslowakei entschlossen sich Großbritannien und Frankreich dazu, dem vom Überfall bedrohten Polen militärische Unterstützung zuzusagen.

Der nächste außenpolitische Schritt Hitlers sollte der Angriff auf Polen werden. Mit diesem Krieg wollte er vor allem Lebensraum im Osten schaffen.

Der 1. September 1939 und die Folgen

1.9.: Deutscher Überfall auf Polen. Die deutsche Luftwaffe fliegt bis zur polnischen Kapitulation schwere Bombenangriffe, die Tausende Ziviltote fordern und schwere Zerstörungen bewirken.
Frankreich und Großbritannien forderten ultimativ den sofortigen Rückzug aller deutschen Truppen aus Polen.

Wiedereingliederung Danzigs in das Deutsche Reich; das betreffende Gesetz war bereits vorher vorbereitet worden.

Ausgangssperre für Juden im Deutschen Reich.

2.9.: Generalmobilmachung in Frankreich.

3.9.:  Die Botschafter Frankreichs und Großbritanniens übergeben in Berlin die Kriegserklärungen ihrer Regierungen an das Deutsche Reich.

Die Regierungen von Australien und Neuseeland erklären, es sei ihre Pflicht, dem britischen Mutterland zu folgen und in den Krieg gegen das Deutsche Reich einzutreten.

Führer und Reichskanzler Adolf Hitler erlässt die Weisung Nr. 2 für die Kriegführung. Ziel bleibt der schnelle Sieg über Polen. Gegenüber Großbritannien wird der Seekrieg nach 
Prisenordnung freigegeben, ansonsten soll die Initiative dem Gegner überlassen werden.

Großbritanniens Premierminister Arthur Neville Chamberlain bildet ein Kriegskabinett.   

In Bromberg (Polen) werden mehrere tausend Volksdeutsche ermordet.
   
Das deutsche Unterseeboot U 30 torpediert den britischen Passagierdampfer "Athenia".   

Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes der SS, veröffentlicht einen Runderlass über "
Grundsätze der inneren Staatssicherung während des Krieges". Es ist u.a. gegen jedermann einzuschreiten, der öffentlich am deutschen Sieg zweifelt.

3./4.9.: Erste Flugblattabwürfe durch britische Maschinen auf das Rheinland und Ruhrgebiet. Die "Nickel raids" werden im Frühjahr 1940 bis nach Mittel- und Süddeutschland ausgedehnt.

17.9.: Die sowjetische Armee überschreitet die polnische Grenze; einen Tag später treffen sich in Brest deutsche und sowjetische Truppen.

24. - 25.9.: Bei der Belagerung der polnischen Hauptstadt Warschau durch Wehrmachtstruppen fliegt die Luftwaffe mit 1.200 Maschinen schwere Bombenangriffe auf das Stadtgebiet und besonders auch gegen Wohnviertel.

27.9.: Kapitulation Warschaus: die polnischen Verteidiger unter General Juliusz Rómmel kapitulierten angesichts der rund 26.000 von deutschen Bomben und Artillerie getöteten Zivilisten.
 
6.10.: Kapitulation der letzten polnischen Truppenverbände. Hitler macht den Westmächten ein Friedensangebot, das diese ablehnen.

12.10.: Bildung eines sogenannten Generalgouvernements aus den besetzten polnischen Gebieten, die nicht dem Deutschen Reich angegliedert wurden.

18.12.: Bei einem Luftangriff auf Wilhelmshaven verliert das britische Bomber Command fünf von 12 eingesetzten Maschinen. Bis Sommer 1944 bleiben Angriffsoperationen des Bomber Command bei Tageslicht auf Ziele in Deutschland eine Ausnahme, da zu hohe Verluste befürchtet werden.

Zweiter Weltkrieg: Tag der Befreiung am 8. Mai 1945

Kriegszerstörungen in der Oranienstraße in Berlin. Foto: Bundesarchiv/CC-BY-SA 3.0

 

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Als die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Opfer zu beklagen. Nach zwölf Jahren nationalsozialstischer Herrschaft bedeutete dieser Tag den politischen, militärischen und moralischen Untergang des verbrecherischen Regimes in Deutschland, das die Welt in den Abgrund gestürzt hatte. Diese Seite bietet einen Überblick über das Kriegsende und den Zweiten Weltkrieg.

Deutschland 1945: Das „Tausendjährige Reich“ der Nationalsozialisten versank in Schutt, Blut und Tränen. Als am 8. Mai die Waffen endlich schwiegen, waren mehr als 60 Millionen Opfer zu beklagen. Gefallen im Krieg, ermordet in Konzentrationslagern, verbrannt in Bombennächten, gestorben an Hunger, Kälte und Gewalt auf großen Fluchtbewegungen. Nun erfuhr die Welt auch in vollem Umfang, was in deutschem Namen in den Vernichtungslagern des Regimes geschehen war.

Der Krieg ist Anfang April 1945 eigentlich entschieden. In Jalta beraten die USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion Anfang Februar schon über eine Nachkriegsordnung. Aber statt aufzugeben, werfen die Nationalsozialisten immer noch alles, was verfügbar ist, in die letzte Schlacht. Alte Männer werden zum „Volkssturm“ eingezogen, Kinder der Hitlerjugend werden mit Panzerfäusten auf die Straßen geschickt. An vielen Orten im ganzen Reich werden zahlreiche Menschen noch als „Verräter“ hingerichtet. Bis zum Schluss fällen Standgerichte von Wehrmacht und SS tausende Todesurteile gegen deutsche Soldaten und Zivilisten. Am 21. April erreicht die Sowjetarmee die Stadtgrenze von Berlin, am Abend des 29. April 1945 stehen die russischen Soldaten am Brandenburger Tor. Erst am 2. Mai ist der Kampf um Berlin zu Ende.

Während Berlin im Straßenkampf unterging und zehntausende Menschen den Kampf bis zum bitteren Ende mit ihrem Leben bezahlen mussten, entzog sich Adolf Hitler am 30. April 1945 der Verantwortung durch Selbstmord. Zu seinem Nachfolger bestimmte er Großadmiral Karl Dönitz. Dönitz beauftragte Generaloberst Alfred Jodl, den Verantwortlichen für die Kriegführung von Norwegen bis Nordafrika, die Kapitulationsverhandlungen im amerikanischen Hauptquartier in Reims zu führen. Jodl versuchte noch, die Kapitulation gegenüber der roten Armee hinauszuzögern, um den Deutschen in den Ostgebieten die Flucht nach Westen zu ermöglichen, allerdings ohne Erfolg.

Generaloberst Jodl unterzeichnete am 7. Mai 1945 in Reims im Hauptquartier von General Dwight D. Eisenhower, Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Sie trat am 8. Mai 1945 um 23 Uhr in Kraft. Der sowjetische Diktator Josef Stalin drängte auf eine Wiederholung der Zeremonie im sowjetischen Machtbereich. In der Nacht zum 9. Mai unterschrieb Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht, die Kapitulationsurkunde im sowjetischen Hauptquartier in Berlin-Karlshorst. Nach mehr als fünf Jahren Krieg schwiegen in Europa endlich die Waffen. 

KAPITULATIONSERKLÄRUNG

Wir, die hier Unterzeichneten, handelnd in Vollmacht für und im Namen des Oberkommandos der Deutschen Wehrmacht, erklären hiermit die bedingungslose Kapitulation aller am gegenwaertigen Zeitpunkt unter deutschem Befehl stehenden oder von Deutschland beherrschten Streitkräfte auf dem Lande, auf der See und in der Luft gleichzeitig gegenueber dem Obersten Befehlshaber der Alliierten Expeditions-Streitkräfte und dem Oberkommando der Roten Armee. [...]

Unterzeichnet zu Berlin am 8. Mai 1945
gez. v. Friedeburg gez. Keitel gez. Stumpff für das Oberkommando der deutschen Wehrmacht

Original Kapitulationserklärung

Am 5. Juni 1945 unterzeichneten die vier Siegermächte die Berliner Deklaration. Darin heißt es: „Die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika, der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken und die Provisorische Regierung der Französischen Republik übernehmen hiermit die oberste Regierungsgewalt in Deutschland, einschließlich aller Befugnisse der deutschen Regierung, des Oberkommandos der Wehrmacht und der Regierungen, Verwaltungen oder Behörden der Länder, Städte und Gemeinden.“
Deutschland wurde in vier Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt. Jede Siegermacht bestimmt in ihrer Zone bzw. ihrem Sektor die wirtschaftliche und politische Entwicklung nach seinem Ermessen.

Neubeginn: Die Potsdamer Konferenz

Der Krieg im Pazifik, der am 7. Dezember 1941 mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor begonnen hatte, dauerte noch bis August 1945 und erreichte mit den Atombombenabwürfen auf die Städte Hiroshima und Nagasaki seinen traurigen Höhepunkt. Am 2. September 1945 endete mit der Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg auch im pazifischen Raum.

Die Bilanz des Zweiten Weltkrieges ist erschütternd: Über 60 Millionen Menschen starben, mehr als sechs Millionen europäische Jüdinnen und Juden wurden ermordet. Hundertausende Sinti und Roma, politisch und weltanschaulich Andersdenkende, Menschen mit Behinderung oder Krankheit, Homosexuelle und weitere Minderheiten wurden verfolgt und getötet. 17 Millionen Menschen waren verschollen. Weite Teile Europas waren zerstört.

Blick auf Stuttgart am Ende des Zweiten Weltkrieges. Foto: LMZ

Der Holocaust, die systematische Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden sowie weiterer Bevölkerungsgruppen, war unter den Bedingungen dieses Krieges vollstreckt worden.

LpB-Dossier: 27. Januar 1945: Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Bereits in den letzten Kriegsmonaten begannen Flucht und Vertreibung von rund 14 Millionenn Deutschen in den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches.

LpB-Dossier: Flucht und Vertreibung

Mehr als die Hälfte der rund 5,7 Millionen Soldaten der Roten Armee, die im Zweiten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, überlebten die mörderischen Bedingungen nicht.

Nach Zwangsarbeit, Hunger und Krankheit kehrten nur knapp zwei Millionen der 3,2 Millionen deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion nach Deutschland zurück, die letzten im Januar 1956. Nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes ist das Schicksal von 1,3 Millionen deutschen Militärangehörigen bis heute ungeklärt.

Das Ende des Krieges war nicht die Ursache für Flucht, Vertreibung und Unfreiheit. Die Ursache liegt vielmehr in seinem Anfang und im Beginn jener Gewaltherrschaft, die zum Krieg führte. Der 8. Mai 1945 darf nicht vom 30. Januar 1933, dem Tag der Machtübergabe an Hitler, getrennt werden (
Richard von Weizsäcker).

Zweiter Weltkrieg: Kriegsende in Baden-Württemberg

Das zerstörte Stuttgart im Jahr 1946: Blick vom Rathaus über die Altstadt zur Leonhardskirche. Foto: LMZ Baden-Württemberg

In den sechs Jahren des Krieges waren mehr als 225.000 Wehrmachtsangehörige aus dem Südwesten und annähernd 40.000 Zivilpersonen umgekommen. Neunzig Prozent der getöteten Zivilpersonen - deutlich mehr als die Hälfte waren Frauen – und mehr als die Hälfte der gefallenen Soldaten waren seit Januar 1944 vom Nazi-Regime regelrecht geopfert worden. Noch in den letzten Kriegstagen war es zu sinnlosen Verteidigungsgefechten und zu völlig unnötigen Todesurteilen gegen Deserteure und einzelne Mutige gekommen, die versucht hatten, dem grausamen Treiben durch Zusammenarbeit mit den alliierten Truppen ein Ende zu setzten.

Einzelne Städte wie 
Freudenstadt, Waldenburg im Hohenlohischen, Neuenburg und Breisach am Rhein waren noch in den letzten Kriegstagen dem Erdboden gleichgemacht worden. Insgesamt fielen die Zerstörungen im Südwesten recht unterschiedlich aus: Generell waren die industriellen Zentren und die Städte stärker betroffen als die ländlichen Gebiete, generell auch hatte es die Mitte und den Westen des heutigen Landes Baden-Württemberg stärker getroffen als den Süden und den Osten.

Zu der schrecklichen Bilanz des Krieges zählen auch die 
mehr als 10.000 deportierten deutschen Juden aus Baden, Württemberg und Hohenzollern, die dem Rassenwahn des NS-Regimes zum Opfer gefallen waren. Von den annähernd 150 jüdischen Kultusgemeinden, die vor dem „Dritten Reich“ im Südwesten existiert hatten, gab es nach dem Krieg gerade noch sieben.

Der NS-Rassenwahn hatte in nur wenigen Jahren vernichtet, was über Jahrhunderte gewachsen war: eine lebendige und vielfältige jüdische Kultur als wichtiger Bestandteil der südwestdeutschen Gesellschaft. Zu den Opfern zählten auch über 10.000 Menschen, die in Grafeneck im Zuge des NS-"Euthanasie“- Kranken- und Behindertenmordes getötet worden waren. Zu erinnern ist auch an tausende von Menschen aus den vom NS-Regime besetzten europäischen Ländern, die im weit verzweigten Außenlagersystem des NS-Terrors ihr Leben lassen mussten.

Eine fast unvorstellbare Zahl von
 rund einer halben Million Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern kommt hinzu, die in den Südwesten Deutschlands verschleppt worden war. Die Zivilpersonen, die sich als Zwangsarbeiter, Zwangsverschleppte und überlebende KZ-Häftlinge außerhalb ihres Heimatstaates befanden und die von den Alliierten nun als „Displaced Persons“ bezeichnet wurden, irrten in den zerstörten Städten oder in den ländlichen Gegenden umher. Für viele von ihnen war ihre Leidenszeit mit der Befreiung durch die alliierten Truppen keineswegs beendet. Sie waren ausgehungert, erschöpft und teilweise auch aggressiv – es kam zu Plünderungen, Vergewaltigungen und Morden. Ursprünglich sollten die „DPs“ bis zur Rückkehr in ihre Heimat in „Sammelstellen“ betreut werden, aus denen aber rasch „Lager“ mit Bewachung und Stacheldraht wurden. Im heutigen Baden-Württemberg waren es rund 180.000 Menschen, darunter etwa 70.000 sogenannte „Ostarbeiter“, die „repatriiert“ werden sollten. Viele kehrten zwar wieder in ihre Heimat zurück, andere aber blieben in Deutschland und lehnten die Rückkehr in den stalinistischen Osten ab, wo sie als „NS-Kollaborateure“ erneute Verfolgung, „Sibirien“ oder gar den Tod zu befürchten hatten.

Die einheimische Bevölkerung erlebte das Kriegsende mit der Auflösung der staatlichen und militärischen Ordnung in ganz unterschiedlicher Art und Weise. In nur etwas mehr als einem Monat hatten Amerikaner und Franzosen Baden, Württemberg und Hohenzollern erobert. Die Erfahrung des Kriegsendes unterschied sich recht deutlich, je nachdem, ob es in den jeweiligen Orten noch zu Kampfhandlungen und gleichzeitigen Bombenangriffen gekommen oder ob die Übergabe kampflos vonstatten gegangen war. Dort, wo noch bis in die letzten Stunden gekämpft wurde, war es ein Unterschied, ob die deutschen Truppen aus Wehrmachtseinheiten bestanden oder ob es sich um SS-Männer handelte, die in aller Regel fanatischer agierten. Letztlich war es auch ein bedeutender Unterschied, welche der beiden Besatzungsmächte einmarschierte. Vor allem in den Gebieten Badens und Württembergs, die von französischen Truppen besetzt wurden, kam es zu massenweisen Vergewaltigungen und Plünderungen.

Unmittelbar am Ende des Krieges lebten rund eine Million Menschen auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg, die sich nicht an ihrem eigentlichen Wohnort aufhalten konnten – Ausgebombte sowie Evakuierte aus anderen Reichs- und Landesteilen. Sie alle versuchten, auf irgendeine Weise ihre Heimat zu erreichen und stellten die Verantwortlichen angesichts eines völlig daniederliegenden Verkehrssystems vor riesige Herausforderungen.

Zehntausende von deutschen Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, sollten erst sehr viel später heimkehren können.
 Noch 1947/48 waren deutlich über 100.000 Männer aus dem Südwesten von den alliierten Siegermächten in Kriegsgefangenenlagern inhaftiert. Ein Großteil davon konnte 1949 heimkehren, die Letzten unter ihnen kamen erst im Januar 1956 aus der Sowjetunion zurück.

Im Land der Besiegten mochten nur wenige den Zusammenbruch als Befreiung vom Joch des Nationalsozialismus empfinden: die dem Tode Geweihten, Drangsalierten und Verfolgten des Regimes, die im Verborgenen wirkenden Opponenten, wohl auch manch Ausgebombter. Es bedurfte langer Jahre des Wandels, bis die Kapitulation von der Mehrheit der Bevölkerung als Befreiung akzeptiert wurde. Aber auch diejenigen, die das Kriegsende als Niederlage sahen, waren von existenziellen Sorgen und Zukunftsängsten geplagt. Noch war für niemanden zu ahnen, dass die Zusammenbruchsgesellschaft von 1945 inner halb weniger Jahre eine starke wirtschaftliche Dynamik entfalten sollte.

Mit der bedingungslosen Kapitulation der letzten Regierung des Deutschen
Reiches mit dem Großadmiral Karl Dönitz als Reichspräsidenten, vertreten
durch das Oberkommando der Wehrmacht, hatte das Deutsche Reich und damit auch sein Verwaltungsaufbau zu existieren aufgehört. Während die hohen NS-Funktionäre in aller Regel geflüchtet waren oder Selbstmord begangen hatten, waren zahlreiche Bürgermeister auf ihren Posten geblieben. An ihnen und an den neu berufenen, unbelasteten Stadtoberhäuptern lag es nun, unter der Kuratel der Besatzungsmächte die dringlichsten Probleme des Nachkriegsalltags zu bewältigen.

Die Deutschen waren in dieser Situation ein Volk ohne Staat, aber eines mit Kommunen. So lange die Länderverwaltungen nicht wieder funktionierten, mussten und konnten die weitgehend intakt gebliebenen Kommunalverwaltungen staatliche Aufgaben übernehmen. Dies gelang nicht zuletzt aufgrund einer ganzen Reihe herausragender Bürgermeister, die tatkräftig anpackten und die die niedergeschlagene Bevölkerung motivieren konnten. Hinzu kam, dass sich dort, wo Verfolgte des NS-Regimes und Unbelastete zur Verfügung standen, eine überaus engagierte Art der Bürgerinitiative bewährte, die gemäß dem Imperativ 
„Nie wieder!“ und mit einem antinationalsozialistischen Grundkonsens über die alten Parteigrenzen hinweg funktionierte. Nicht zu unterschlagen ist dabei, dass unter den Aktiven der ersten Stunde nicht nur Sozialdemokraten, Liberale und Zentrumsanhänger waren, sondern oft auch Kommunisten mit einer KZ-Leidensgeschichte. Sie wurden als „normaler“ Bestandteil der deutschen Parteienlandschaft angesehen, bis die KPD ihren Weg hin zur stalinisierten Kaderpartei nahm.

Auch für die notgeplagte Bevölkerung war der kommunale Zusammenhang der unmittelbare Orientierungsrahmen im Alltag: bei der Sicherung der menschlichen Grundbedürfnisse wie Ernährung, Wohnen, Energieversorgung zum Heizen und Kochen sowie bei der Trümmerbeseitigung und beim Wiederaufbau.

Heimatvertriebene und Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg

Zwischen 1939 und 1945 war die Bevölkerungszahl in Südwestdeutschland bedingt durch die Kriegshandlungen und aufgrund einer niedrigen Geburtenrate von etwa 5,5 Millionen Menschen auf etwas weniger als 5,1 Millionen zurückgegangen. Nach dem Krieg wuchs die Bevölkerung zumindest in manchen Landesteilen rasant, was nur zum geringeren Teil auf die nun ansteigende Geburtenrate, sondern vor allem auf die Bevölkerungsverschiebungen im Zuge der militärischen Niederlage Deutschlands zurückzuführen war.

Schon vor dem Kriegsende waren Menschen aus den deutschen Ostgebieten vor der Sowjetarmee auch nach Südwestdeutschland geflüchtet. Die Massentransporte der Heimatvertriebenen kamen aber seit Herbst 1945 an. Auf der Potsdamer Konferenz hatten sich die drei „großen" Siegermächte auf eine vertragliche Regelung „zur ordnungsgemäßen Überführung deutscher Bevölkerungsteile" geeinigt, wie die Vertreibung amtlich hieß. Sie lösten damit eine Welle zwangsweiser Migration in bislang unbekanntem Ausmaß aus, die die Aufnahmeländer völlig unvorbereitet traf.

Die Unterbringung, Versorgung und Integration der Heimatvertriebenen – wenig später auch der SBZ-Flüchtlinge – war eine der größten Herausforderungen der Nachkriegszeit. Auch hier verlief die Entwicklung regional sehr unterschiedlich: Die Franzosen, die an der Potsdamer Konferenz nicht beteiligt waren, fühlten sich auch nicht an die dort getroffenen Beschlüsse gebunden und verweigerten zunächst die Aufnahme von Vertriebenen in ihrer Besatzungszone. Nicht zuletzt fürchteten sie eine wirtschaftliche und politische Destabilisierung der Nachkriegsgesellschaft. Entsprechend stagnierte in den beiden französisch besetzten südwestdeutschen Ländern vorerst auch die Bevölkerungszahl. 

Bis 1949 war hier von einem „Flüchtlingsproblem" nicht zu sprechen: In (Süd-)Baden waren im Jahr 1946 lediglich etwa 20.000 „Alt-Evakuierte" und Flüchtlinge im Land, die vor Erlass der Zonensperre „eingesickert" waren. In Württemberg-Hohenzollern waren es 28.000 (vgl. Tabelle). Erst ab 1949/50 stiegen nun auch hier die Flüchtlingszahlen deutlich an, weil beide Länder im Rahmen des Länderflüchtlingsausgleichs der ersten Bundesregierung Kontingente aufnehmen mussten. Aufgrund der geringeren Wirtschaftskraft und damit geringerer Zuweisungen erreichten aber hier die Werte nie das Niveau der amerikanischen Zone.

Völlig anders gestaltete sich dagegen die Entwicklung im amerikanisch besetzten Württemberg-Baden: Innerhalb nur eines Jahres kamen hier seit Herbst 1945 über eine halbe Million „Flüchtlinge" an, wie sie von Amts wegen noch genannt wurden. Rund 321.000 waren es im weniger stark zerstörten Nordwürttemberg und 183.000 in Nordbaden. Schon im Sommer 1945 waren die zerstörten industriellen Zentren wie Ulm, Heilbronn, Stuttgart, Mannheim und Pforzheim als „Brennpunkte des Wohnungsbedarfs" für jeglichen Zuzug gesperrt worden. Um ein länger dauerndes „Lagerleben" zu verhindern, schrieb die US-Besatzungsmacht vor, dass die Vertriebenen möglichst rasch und unter Beibehaltung der Familien-, nicht aber der Dorfgemeinschaft über das Land zu verteilen und dafür privater Wohnraum der ansässigen Bevölkerung zu beschlagnahmen war.

Die Heimatlosen waren damit den Zufällen des behördlich organisierten Bevölkerungstransfers ausgeliefert. Sie kamen zunächst in staatliche Durchgangslager und wurden dann auf die orte ihrer „Erstplatzierung“ verteilt. In Nordwürttemberg erfolgte diese Verteilung relativ gleichmäßig, wobei der Anteil der Zwangszuwanderer an der Gesamtbevölkerung in den Landkreisen bei fast 18 Prozent und in den Stadtkreisen bei etwa fünf Prozent lag. Aufgrund der starken Kriegszerstörungen in den Landkreisen Bruchsal, Mannheim und Pforzheim mussten hier vor allem in den stärker landwirtschaftlich geprägten Kreisen Buchen, Mosbach, Sinsheim und Tauberbischofsheim zusammenrücken. Hier machten die Vertriebenen im Schnitt 23 Prozent der Bevölkerung aus, in einzelnen Kreisen gar fast dreißig Prozent. Die ökonomischen Rahmenbedingungen in den Kreisen, in denen die Vertriebenen „erstplatziert" wurden, bestimmten dann auch ganz entscheidend deren Start- und Integrationschancen.

Auf das gesamte Land Baden-Württemberg gesehen wurde der Höchststand der Zahl der Zwangszuwanderer erst 1961, im Jahr des Baus der Berliner Mauer, erreicht. Nun waren 1,2 Millionen Heimatvertriebene und weitere 415.000 SBZ-Flüchtlinge im Land. Zusammengenommen machten die „Neubürger", wie sie inzwischen amtlicherseits genannt wurden, fast 21 Prozent der gesamten baden-württembergischen Bevölkerung aus.

In vielerlei Hinsicht lässt sich die Integration der Zwangszuwanderer aus der ex post-Perspektive als Erfolgsgeschichte lesen. Weite Teile der Vertriebenen kamen mit Erfahrungen in der Landwirtschaft, aber auch mit fundierter handwerklicher oder anderer Ausbildung. In der deutschen Nachkriegsgesellschaft waren sie ein Aktivum, zumal die Industrie zusehends nach Arbeitskräften verlangte. Ohne das einsetzende Wirtschaftswunder wäre ihre Integration sicherlich problematischer verlaufen, aber ohne die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge wäre wiederum das Wirtschaftswunder kaum möglich gewesen.

Die „Neubürger" waren leistungs- und aufstiegsorientiert und versuchten, mit viel Fleiß und Ehrgeiz den sozialen Status wieder zu erreichen, den sie in ihrer Heimat gehabt hatten. Die rege Bautätigkeit der Vertriebenen, die vor allem mit dem Lastenausgleichsgesetz von 1952 einsetzte, war symptomatisch, denn das Eigenheim war auch hier soziales Leitbild und Symbol für das „Ankommen" in der bundesrepublikanischen Gesellschaft.

Allerdings ist der „Mythos der schnellen Integration" (Thomas Grosser) auch zu hinterfragen. Durch die zum Teil erheblichen Konfessionsunterschiede zwischen einheimischer und vertriebener Bevölkerung entstanden kulturell bedingte Konflikte und Vorbehalte, die nur langsam abgeschliffen werden konnten. Gerade im vorwiegend protestantischen Nordwürttemberg führte die Zuwanderung der überwiegend katholischen Vertriebenen zur größten Verschiebung der Konfessionsverhältnisse seit dem Dreißigjährigen Krieg. So blieb beispielsweise die Verbindung der Vertriebenen mit den Einheimischen durch Heirat auch wegen dieser konfessionellen Unterschiede vor allem in den ländlichen Gebieten lange Zeit die Ausnahme.

Hinzu kam, dass sich nach der wirtschaftspolitisch liberalisierenden Weichenstellung der Währungsreform auch die Konflikte um Arbeitsplätze, Bezahlung und Wohnraum deutlich verschärften. Zumindest zwischenzeitlich stieg bei den „Neubürgern" die Arbeitslosigkeit deutlich stärker an als bei der „einheimischen" Bevölkerung. Weitere sozialökonomische und sozialkulturelle Integrationsbarrieren sind zu nennen: Wohl gelang relativ rasch die Teilhabe am expandierenden Konsumgütermarkt, noch lange aber blieben deutliche Unterschiede bei der Vermögenssubstanz bestehen, an denen auch der Lastenausgleich nichts änderte, wenngleich er vielen Alteingesessenen als ungerecht erschien. Zwar sorgten Wohnungsbauprogramme dafür, dass die Heimatvertriebenen verhältnismäßig schnell ein eigenes Dach über dem Kopf hatten, doch wurde noch lange Zeit bei den Vertriebenen nicht die Wohneigentümerquote der „Altbürger" erreicht.

Quelle: Karl Moersch, Reinhold Weber: Die Zeit nach dem Krieg: Wiederaufbau in Südwestdeutschland. Landeskundliche Reihe Bd 37. Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau.

Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Potsdamer Konferenz

Potsdamer Konferenz der führenden Staatsmänner der drei alliierten Mächte der UdSSR, Grossbritannien und der USA vom 17. Juli bis 2. August 1945 in Schloß Cecilienhof und Babelsberg. v.l.n.r.: sitzend: C.R. Attlee, H.S. Truman, Josef Stalin; stehend: Admiral J.D. Loahy, E. Bevin, J.W.Byrnes, und W.M. Molotow. Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R86965. CC-BY-SA.

1945 herrschte in Deutschland Zerstörung, Hunger, Hoffnungslosigkeit und Chaos vor. Die Infrastruktur war fast komplett vernichtet, Wohngebiete teilweise ausgelöscht, besonders das Transportwesen hatte es hart getroffen. Großstädte wie Köln und München waren kaum mehr zu erkennen. Die meisten Brücken über den großen Flüssen waren eingebrochen, die Verkehrsadern gelähmt. Millionen Menschen mussten längere Zeit auf Wasser, Gas und Elektrizität verzichten. Die Menschen hatten riesige Trümmerberge aufzuräumen, ihr Existenzminimum zu sichern und die Vergangenheit zu bewältigen. Von 1945 bis zur Währungsreform 1948 und der Rückkehr der Kriegsgefangenen ersetzten die „Trümmerfrauen" fehlende männliche Arbeiter im Baugewerbe.

Über zwölf Millionen deutsche Flüchtlinge und Vertriebene sowie bis zu zwölf Millionen "Displaced Persons" – ehemalige Zwangsarbeiter und ausländische KZ-Insassen – mussten nach dem Ende des Krieges eine neue Heimat finden bzw. repatriiert werden. Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reichs hielten bis lange nach Kriegsende an und forderten zwischen 1944 und 1947 bis zu 600.000 Menschenleben. Amtliche Zahlen aus den 1950er Jahren gingen von ca. zwei Millionen Toten aus, halten einer Überprüfung aber nicht stand.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs gab es mehr als acht Millionen Deutsche, die sich als Kriegsgefangene im Gewahrsam der Siegermächte befanden. Im ersten Jahr nach Kriegsende wurden fünf Millionen von ihnen entlassen. Viele Menschen wurden vermisst, ihr Verbleib konnte nicht geklärt werden. 1950 sprach man von 1,3 Millionen Vermissten im Osten und 100 000 Vermissten im Westen, der Suchdienst des Roten Kreuzes hat 1,086 Millionen deutsche Soldaten schließlich für tot erklärt.

Die industrielle Produktion in Deutschland war praktisch zum Erliegen gekommen. Teilweise konnte die Nahrungsmittelversorgung nur durch umfangreiche internationale Hilfslieferungen auf extrem niedrigem Niveau gesichert werden. Die Reichsmark war kaum mehr etwas wert. Sie hatte ihre Rolle als Tausch- und Zahlungsmittel weitgehend verloren. Anstatt in Währung tauschten die Menschen nun hauptsächlich in Naturalien. Der „Schwarze Markt" entwickelte sich explosionsartig. Denn angesichts der relativen Wertlosigkeit von Geld und Lebensmittelkarten sah sich der "Normalverbraucher" auf Schwarzhändler und Schieber angewiesen. Auf dem offiziellen Markt des Rationierungssystems gab es bei weitem nicht das Lebensnotwendige. Mit sogenannten „Hamsterfahrten" aufs Land sicherte sich die städtische Bevölkerung ihr Überleben. Dabei tauschte sie Hausrat, Kleidung oder Wertgegenständen gegen Lebensmittel. Wichtigstes Zahlungsmittel waren aber Zigaretten, für die man auf dem Schwarzen Markt fast alles erhalten konnte.

Die Politik der Siegermächte

Mit der Berliner Deklaration vom 5. Juni 1945 übernahmen die vier Siegermächte, USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich, die Oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Der aus den vier Oberbefehlshabern gebildete Alliierte Kontrollrat in Berlin entschied fortan über alle Fragen, die Deutschland als Ganzes betrafen. Das Deutsche Reich wurde in vier unterschiedlich große Besatzungszonen und Berlin in vier Sektoren aufgeteilt, in denen die Militärgouverneure nach eigenem Ermessen handeln.

Auf der Potsdamer Konferenz (17. Juli - 2. August 1945) einigten sich die vier Siegermächte auf politische Grundsätze für die Behandlung Deutschlands:

Entmilitarisierung, Entnazifizierung, Dezentralisierung, Dekartellisierung und Demokratisierung. Außerdem wurde beschlossen, die deutschen Gebiete östlich von Oder und Lausitzer Neiße bis zu einem Friedensvertrag unter polnische sowie sowjetische Verwaltung zu stellen und die dortige deutsche Bevölkerung ebenso wie die Deutschen aus der Tschechoslowakei und Ungarn auszusiedeln.

Die Zukunft Deutschlands war in den ersten Nachkriegsjahren noch ungewiss. Die langwierigen Verhandlungen der Besatzungsmächte zeigten immer deutlicher den beginnenden Kalten Krieg zwischen den Supermächten USA und UdSSR. In der ehemaligen Hauptstadt Berlin spiegelte sich der Konflikt im Kleinen und spitzte sich zu. Ihre Teilung nach der sowjetischen Blockade 1948 war ein Vorbote der Gründung zweier deutscher Staaten.

Nach fast einem Jahr Verhandlungsdauer wurden am 1. Oktober 1946 12 der 24 Hauptkriegsverbrecher im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess  zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Bei Kriegsende führte die NSDAP-Kartei 6,5 Millionen Mitglieder. Vor allem die Staatsdiener waren eng mit der Nazi-Herrschaft verbunden. Über 65 Prozent der Beamten, mehr als 80 Prozent aller Richter und Justizbeamten waren Parteigenossen. Der NS-Lehrerbund meldete 491.000, der Ärztebund 72.000 Gefolgsleute. Es war die breite deutsche Mitte, die sich Hitler und seiner Politik verschrieben hatte. Die Sowjets zielten vor allem auf die Entmachtung der politischen Führungsschicht. Bereits Ende 1947 proklamierte die sowjetische Militärregierung das Ende der politischen Säuberung. Nach der gesellschaftlichen Umwälzung, nachdem rund 520.000 Personen von ihrem Posten entfernt worden waren, sah die neue Staatsmacht keinen Grund mehr, auf die Mitarbeit von Nazis zu verzichten.

Am 30. Juni 1949, kurz nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland, präsentierte die amerikanische Militärregierung ihre Entnazifizierungsbilanz, nach der 99 Prozent aller Fälle abgeschlossen waren. Die Zahl der nach dem "Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus" erfassten Personen belief sich auf über 13 Millionen. Gegen rund 3,5 Millionen war Anklage erhoben worden, etwa 2,5 Millionen waren ohne Verfahren amnestiert worden. Die Spruchkammern erledigten 950.000 Fälle. Dabei wurden nur 1.654 Altnazis als "Hauptschuldige" eingestuft und verurteilt. Und eines der ersten Gesetze, das der Deutsche Bundestag 1949 erließ, war das einstimmig verabschiedete Amnestiegesetz. 1954 folgte die zweite Bundesamnestie, nach der die große Mehrheit der verurteilten NS-Täter begnadigt und die Urteile aus dem Strafregister gelöscht wurden.

Je länger sich in den Westzonen die Verfahren hinschleppten, desto mehr entwickelten sich die Spruchkammern zu wahren "Mitläufer"-Fabriken. Wechselseitig stellten sich alte Nazis "Persilscheine" aus und schafften es millionenfach, sich als verführte Unschuldige aus der Affäre zu mogeln. Als wäre nichts geschehen, kehrten NS-Spitzenleute auf ihre Posten zurück - nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in Politik, Wirtschaft, Kultur, Medien und Wissenschaft.

Vier Jahre nach Kriegsende, am 8. Mai 1949, beschloss der Parlamentarische Rat das Grundgesetz. Über Parteigrenzen hinweg gaben seine Demokraten die Antwort auf Krieg und Gewaltherrschaft in Artikel 1 unserer Verfassung:

(2) Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Textquelle: Internetprojekt LeMO (Lebendiges virtuelles Museum Online) des Deutschen Historischen Museums in Berlin und des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn.

Die Nürnberger Prozesse

 

Anfang August 1945 begründeten die Alliierten einen Internationalen Militärgerichtshof zur Verurteilung von Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden. Der Militärgerichtshof sollte im Justizpalast Nürnberg tagen. Die Nürnberger Prozesse gelten als der wichtigste Bestandteil des alliierten Bestrafungsprogramms gegen führende Vertreter des NS-Regimes. Sie fanden vom 20. November 1945 bis 14. April 1949 statt und umfassten den Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher sowie mehrere sogenannte Nürnberger Nachfolgeprozesse.

Der Zweite Weltkrieg

Der Krieg weitete sich 1940 auf Nord- und Westeuropa aus. Während Dänemark kampflos kapitulierte, leistete Norwegen vor der Kapitulation vom 10. Juni heftigen Widerstand. Der deutsche Angriff auf die Niederlande, auf Belgien, Luxemburg und Frankreich hatte bereits am 10. Mai 1940 begonnen. Mit dem Kriegseintritt Italiens, das mit Deutschland verbündet war, wurden der Mittelmeerraum und Teile Afrikas ab Juni 1940 ebenfalls zum Kriegsschauplatz. Am 22. Juni 1941 begann der Vormarsch von deutschen Divisionen gegen die Sowjetunion.

 

 

Beginn der europäischen Integration im Zeichen des Kalten Krieges

Trotz anhaltend niedriger Wahlbeteiligung und Zunahme von europaskeptischen und rechtspopulistisch-nationalistischen Parteien bei den Europawahlen 2014 gilt die europäische Einigung und die Herausbildung der Europäischen Union nach wie vor den meisten der rund 500 Millionen EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern als wichtiger Meilenstein in der Entwicklung dieses von Krisen und Kriegen geschüttelten Kontinents. Das Nobelpreiskomitee in Stockholm hat nicht umsonst im Jahre 2012 der EU deshalb für ihre friedens- und freiheitssichernde Funktion den Friedensnobelpreis vergeben. Allerdings wachsen derzeit die Ansprüche an die EU rasant. In Konkurrenz mit den USA und den asiatischen Großräumen soll die EU die Zukunftsfähigkeit des "alten Kontinents" ermöglichen, soll neue Wachstumskraft und Innovationspotenzial generieren, um im globalen ökonomischen, ökologischen und sozialen Konkurrenzkampf langfristig zu bestehen. Sogar bei den Europa-Enthusiasten droht aktuell Ernüchterung, ja Enttäuschung um sich zu greifen. Der Europäische Einigungsprozess befindet sich –mal wieder – in der Krise. Er drohe, so der gerade wiedergewählte Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, gar zu scheitern. In die Kritik geraten dabei häufig die Institutionen und komplexen Entscheidungsprozesse innerhalb der Europäischen Union, denen nachgesagt wird, nur sehr schwerfällig und überbürokratisch zu agieren. Nicht selten werden die Brüsseler Strukturen gar als "Moloch" denunziert. Übersehen wird dabei häufig, dass insbesondere diese Institutionen historische Ursachen haben. Aus unterschiedlichen nationalen aber auch einer europäischen Perspektive werden die Nachkriegsjahre bis zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) im Jahre 1957 rekonstruiert. Von Anfang an gab es dabei ein Ringen von nationalen Souveränitätsansprüchen, von Ansätzen gouvernementaler Kooperation und sogar von Bestrebungen, neue supranationale Strukturen in Europa zu schaffen.

Stunde Null oder Befreiung vom Faschismus?

Heute wird der militärische Sieg über die nationalsozialistische Herrschaft in großen Teilen von Europa durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg fast durchweg als "Befreiung vom Nationalsozialismus" bezeichnet. Allerdings überwogen in der Bundesrepublik Deutschland der unmittelbaren Nachkriegszeit zunächst überwiegend Begriffe wie "Zusammenbruch" oder "Stunde Null", die eher auf die materielle Not, die Zerstörungen, die Demontagen, Flucht und Vertreibung sowie den Aspekt des Neuanfangs verwiesen. In der DDR wurde an den 8. Mai 1945 dagegen von Anfang an als Tag der Befreiung gefeiert. Die DDR beanspruchte für sich, von Anfang an antifaschistisch aufgestellt gewesen zu sein, weswegen sie auch keine Verantwortung für die nationalsozialistischen Gräueltaten zu übernehmen bereit war. Dies stieß bei vielen Nachbarn Deutschlands auf Unverständnis.

Der Wandel im Westen wurde insbesondere durch eine Rede des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 anlässlich des 40. Jahrestages des Kriegsendes in Europa eingeleitet. Nicht mehr Kapitulation und Niederlage, sondern die Beendigung der Diktatur wird seither in den Mittelpunkt des Gedenkens gestellt, obwohl von Weizsäcker in seiner Rede durchaus auf die Zwiespältigkeit des Jahrestages hinwies:

"Wir Deutschen begehen den Tag unter uns, und das ist notwendig. […] Wir brauchen und wir haben die Kraft, der Wahrheit, so gut wir es können, ins Auge zu sehen, ohne Beschönigung und ohne Einseitigkeit. […] Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft."

Kalter Krieg und Marshall-Plan-Hilfen

Eine zentrale Rolle für die westeuropäische Integration spielten nach 1945 nicht nur die politischen Umstürze und Gleichschaltungen in den von der sowjetischen Armee besetzten Gebieten in Mittel- und Osteuropa, sondern auch die von den USA als Wiederaufbauprogramm formulierte "Marshall-Plan-Hilfe". Das "European Recovery Program" (ERP) war ein Wirtschaftswiederaufbauprogramm der USA, das nach dem Zweiten Weltkrieg dem an den Folgen des Krieges leidenden Westeuropa zugute kam, prinzipiell aber auch den osteuropäischen Staaten angeboten wurde. Es bestand, vereinfacht ausgedruckt, aus Krediten, Rohstoffen, Lebensmitteln und Waren, vor allem aus den USA. Das 12,4-Milliarden-Dollar-Programm wurde am 3. April 1948 vom Kongress der Vereinigten Staaten verabschiedet und noch am selben Tag von US-Präsident Harry S. Truman in Kraft gesetzt. Im gesamten Zeitraum (1948–1952) leisteten die USA bedürftigen Staaten der "Organisation for European Economic Cooperation" (OEEC) Hilfen im Wert von insgesamt 13,1 Milliarden Dollar. Die Sowjetunion und die osteuropäischen Staaten wurden ebenfalls zu den Beratungen über die Hilfe der USA eingeladen. Sie zogen sich jedoch bald daraus zurück und verboten den osteuropäischen Staaten, die unter ihrem Einfluss standen, sogar jede Teilnahme, auch der vor 1948 noch demokratisch regierten Tschechoslowakei.


Der Auslöser für die Entscheidung, die europäischen Länder einschließlich Deutschland zu unterstutzen, war der beginnende Kalte Krieg. Als Reaktion u. a. auf den Bürgerkrieg in Griechenland verkündete Truman am 12. Marz 1947 die Truman-Doktrin, nach der die USA alle "freien Volker" im Kampf gegen totalitäre Regierungsformen unterstutzen wurden. Griechenland war den Beschlüssen der Kriegskonferenzen zufolge britisches Einflussgebiet. Trotzdem unterstutzte die Sowjetunion offen die dortigen Kommunisten im Bürgerkrieg. Schon vor der Bekanntgabe des Marshallplanes gab es Plane zum Wiederaufbau Europas. US-Außenminister James F. Byrnes präsentierte in einer Rede in Stuttgart am 6. September 1946 z. B. bereits eine frühe Version des Planes.

 

1945 und heute: Folgen des Zweiten Weltkriegs

Deutschland-Flagge. Bild: Flickr. János Balázs. CC BY-SA 2.0.

Der Zweite Weltkrieg hat seine Spuren in der deutschen Geschichte hinterlassen und wirkt noch bis in die Gegenwart hinein. Egal ob Orte, Gefühle, oder Politik - das Kriegsende begleitet uns auch heute.

Seit 1945 hat Deutschland einige geschichtliche Marksteine auf seinem Konto. Aufbau, Nachkriegsjahre, Wirtschaftswunder, Kalter Krieg, Bau und Fall der Mauer und schließlich das Ende der DDR. Dabei konnte sich das Land zu einer Wirtschaftsmacht entwickeln und eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen. Diese Entwicklung war stets begleitet von den Anstrengungen der jeweiligen Regierung für die Grundwerte Freiheit, Demokratie und die Geltung der Menschenrechte und für die europäische Einigung. Heute ist Deutschland von Freunden und Partnern in Europa umgeben. Eine Umfrage während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 besagte sogar, 
die Bundesrepublik sei die beliebteste Nation der Welt.

Noch Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren die meisten Deutschen weit davon entfernt, ihr Land als Aushängeschild zu sehen oder sich mit ihm zu identifizieren. Der jüngeren, hauptsächlich westdeutschen Bevölkerung mangelte es im Vergleich mit anderen europäischen Staaten - an Nationalbewusstsein. Die Identifikation der Deutschen mit der eigenen Nation erstarkte erst nach und nach, ausgelöst durch die friedliche Wiedervereinigung, später bei europäischen und internationalen Sportwettbewerben. Spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 schwenken Deutsche ihre Nationalflagge wieder ganz ungehemmt  in der Öffentlichkeit. Sie singen selbstbewusst die Nationalhymne - etwas, das vielen vorher noch befremdlich war.

Die 
Kriegsschuld Deutschlands wirkte sich nicht nur sichtbar auf das Bewusstsein der Bundesbürger, sondern auch auf die deutsche Politik aus. Lange nahmen deutsche Regierungen eine eher zurückhaltende und wiedergutmachende Rolle auf internationalem Parkett ein. Deutschland war nach 1945 von den auferlegten Beschränkungen der Westalliierten geprägt. Die deutsche Außenpolitik war in den Nachkriegsjahren  durch Konrad Adenauers Leitlinie „Souveränitätsgewinn durch Souveränitätsverzicht“ charakterisiert. Indem die noch junge Bundesrepublik auf Souveränität verzichtete, gewann sie langfristig – nicht zuletzt durch die Westbindung – an Souveränität. Man wollte keine neue Angst bei den internationalen Partnern schüren und der Vergangenheit entschieden entgegentreten, indem man sich mit ihr auseinandersetzte.

Der Bundesrepublik gelang es jedoch mit einer verantwortungsvollen Politik, ihren Schatten aus der NS-Vergangenheit abzuschütteln. Der ehemalige Erzfeind Frankreich gilt spätestens seit dem Vertrag von Elysée von 1961 als enger Freund. Trotz des schrecklichen Holocaust, der Deutschland eine besondere Verpflichtung und Verantwortung gegenüber Israel  auferlegt, sind auch diese beiden Länder heute freundschaftlich, politisch und wirtschaftlich eng miteinander verbunden. Das Nachbarschaftsverhältnis mit Polen entlang der Oder-Neiße-Grenze ist ein gutes.

Deutschland spielt heute eine starke Rolle in Europa. Zum einen als Wirtschaftsmacht, aber auch als einflussreicher politischer Protagonist in der Außenpolitik. Mit einem neuen Selbstbewusstsein hat sich die Bundeswehr von einer reinen Verteidigungsarmee in den letzten Jahren zu einer Armee im Einsatz entwickelt. Presseberichte aus dem Ausland spiegeln regelmäßig Bedenken über diese mächtige Stellung des ehemaligen Nazi-Deutschlands im europäischen Gefüge.

Auch rechtsextremistische Auswüchse oder Europa-feindliche Positionen, die in Deutschland wieder vermehrt Einzug halten, lassen international aufmerken. Die britische BBC reagierte zum Beispiel schockiert über die PEGIDA-Demonstrationen in Dresden. Hier sei sehr schnell klar geworden, dass sich die Proteste gegen Asylbewerber richteten und nicht gegen Islamisierung. Vor einigen Jahren wären solche Szenen in diesem Land unvorstellbar gewesen, hieß es von der BBC.

Währenddessen ist der Zweite Weltkrieg für ältere Deutsche immer noch Teil ihres Alltags. Viele leiden an den Spätfolgen des Krieges. Einer Studie des Uniklinikums Leipzig zufolge häufen sich Posttraumatische Belastungsstörungen im Alter besonders in Deutschland. Die ständige Angst vor Bomben¬angriffen und erlittenen Vertreibungen, Erlebnisse aus einer Inhaftierung oder Schreckensbilder aus Kampfhandlungen haben sich fest in der Seele der Kriegsgeneration eingebrannt. An sich völlig harmlose Dinge aus dem Alltag, bestimmte Orte, Aktivitäten, Gerüche oder Geräusche, können dazu führen, dass die Betroffenen das Trauma in Bildern und Gefühlen erneut durch¬leben. Depressionen, Schlafstörungen, Ängste, Konzentrationsschwierigkeiten und sozialer Rückzug können die Folgen sein.

Aber auch konkret fassbare Überreste des Krieges tauchen dann und wann auf. Immer wieder stoßen Experten auf alte Bomben aus der Kriegszeit. Zehntausende sollen noch unter deutschem Boden liegen. Jedes Jahr sprengen und entschärfen die Räumdienste der Bundesländer rund 5.000 Weltkriegsbomben. Weniger gefährlich, dafür umso wertvoller war ein Fund aus dem Jahr 2012. Verschollen geglaubte NS- Kunstschätze kamen ans Tageslicht. Cornelius Gurlitt aus München-Schwabing, Sohn des Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt (1895–1956), hatte hunderte Bilder, die unter NS-Raubkunstverdacht stehen, in seiner Wohnung gehortet.

Dabei scheint es, als ob das allgemeine Wissen über das Kriegsende langsam weniger wird. Nach einer Umfrage im Auftrag des Magazins Stern wussten schon vor fünf Jahren 45 Prozent der Bundesbürger nicht, was am 8. Mai 1945 geschah. Besonders groß war die Unwissenheit unter den Jüngeren: Mehr als zwei Dritteln (68 Prozent) der 18- bis 29-Jährigen ist laut Umfrage nicht bekannt, dass an dem Tag der Zweite Weltkrieg beendet wurde.

An deutschen Lehr- und Bildungsplänen kann das nicht liegen. Darin ist der Zweite Weltkrieg fester Bestandteil. Schüler und Schülerinnen sollen die nationalsozialistische Vergangenheit beurteilen können und ein Bewusstsein für die historische Verantwortung Deutschlands entwickeln, die sich aus der NS-Vergangenheit ergibt.

Um der historischen Verpflichtung Deutschlands Rechnung zu tragen, fördern Bund und Länder Gedenkstätten und entsprechende Initiativen. Die Bundesregierung trägt mit der Gedenkstättenkonzeption dazu bei, unter Wahrung der grundsätzlichen Zuständigkeit der Länder und Kommunen, geeignete Rahmenbedingungen für die Gedenkstättenarbeit zu schaffen. Ziel der Gedenkstätten ist es, Verantwortung wahrzunehmen, die Aufarbeitung zu verstärken und das Gedenken zu vertiefen. Sie sollen mit Forschungsarbeiten, Dokumentationen, Ausstellungen, Veröffentlichungen und Veranstaltungen ihren spezifischen Anteil zur Darstellung der Orts-, Regional- und Landesgeschichte während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft leisten. Viele Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich für die Gedenkstättenarbeit. Sie schaffen damit einen grundlegenden und unverzichtbaren Beitrag zum bewussten Umgang mit der Geschichte und zur Demokratieerziehung.

Die Gedenkfeiern zum Kriegsende am 8. Mai 1945 sollen schließlich jedes Jahr an Frieden und Freiheit erinnern und jeden Einzelnen mahnen, sich gegen Gewalt und Diktatur abzugrenzen.

Zum 40. Jahrestag der Beendigung des Krieges in Europa und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft hat der unlängst verstorbene ehemalige Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 8. Mai 1985 eine Rede gehalten, die wohl zu den bedeutenden Ereignissen in der Geschichte Deutschlands gehört.

„Bei uns ist eine neue Generation in die politische Verantwortung hereingewachsen. Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird. Wir Älteren schulden der Jugend nicht die Erfüllung von Träumen, sondern Aufrichtigkeit. Wir müssen den Jüngeren helfen zu verstehen, warum es lebenswichtig ist, die Erinnerung wachzuhalten." (Richard von Weizsäcker)

Beziehung Deutschland-Polen

Das Auswärtige Amt bezeichnet Polen heute als einen zentralen Partner Deutschlands in der Europäischen Union. Die deutsch-polnischen Beziehungen seien für beide Seiten von herausgehobener Bedeutung. Sie hätten seit 1989 eine in der jüngeren Geschichte einmalige Dynamik entwickelt. Wie wertvoll dieses gute Verhältnis beider Länder ist, wird deutlich, blickt man auf den 1.9.1939 und die darauffolgenden Kriegsjahre zurück. Die Gräueltaten der Nationalsozialisten an der polnischen Bevölkerung von damals bleiben nach wie vor unvergessen.

Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939 und dem Einfall der Roten Armee an der Ostgrenze, brach eine schwere Zeit für Polen an. Am 6. Oktober kapitulierten die letzten polnischen Einheiten. Im Herbst 1939 teilten Deutschland und die Sowjetunion das polnische Staatsgebiet unter sich auf.

Hitler konnte nun ohne Rücksicht seine expansive "Lebensraum-Politik" in den westlichen Gebieten Polens verfolgen. Der mittlere Teil Polens wurde deutsches "Nebenland", also unmittelbar abhängiges Land. Diese nationalsozialistische Politik kostete im Herbst 1939 bis zu zwanzigtausend Mitgliedern der politischen und geistigen Elite Polens das Leben. Gleichzeitig zwangen die Nationalsozialisten die Menschen in Polen zur Umsiedlung oder vertrieben sie. Die nationalsozialistischen Machthaber wollten die jüdische Bevölkerung in den neuen Ostgebieten vollständig vernichten. Dazu errichteten sie  Arbeits- und 
Konzentrationslager.

Wegen der Brutalität der deutschen Besatzer formierte sich polnischer Widerstand. Als im April 1943 die letzten 60.000 Juden aus Warschau in Lager deportiert werden sollten, gab es im Warschauer Ghetto einen 
Aufstand. Die Wehrmacht schlug diesen allerdings blutig nieder. Ein weiterer Aufruhr in Warschau fand nach acht Wochen im Oktober 1944 ebenfalls ein Ende. Daraufhin zerstörten die Nationalsozialisten die polnische Metropole bis auf ihre Grundmauern.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm eine provisorische polnische Regierung die Verwaltungsarbeit über die Gebiete, die sich zwischen der  
Oder-Neiße-Grenze und der Curzon-Linie befanden. Rund 7 Millionen Deutsche mussten aus den ehemaligen deutschen Gebieten flüchten. Etwa 1,5 Millionen Polen mussten die ehemaligen polnischen Ostgebiete verlassen.

In den ersten zwei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keine offiziellen Kontakte zwischen dem westdeutschen Staat und Polen. Die Folgen des Krieges wirkten nach. Ein erhebliches Problem stellte die 
Grenzfrage zwischen Polen und Deutschland dar. 25 Jahre nach Kriegsende, am 7. Dezember 1970 unterzeichneten beide Länder schließlich den "Vertrag über die Grundlagen der Normalisierung der gegenseitigen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen". Anlässlich der Unterzeichnung dieses Vertrags kniete der damalige Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vor dem Denkmal für die Opfer des Warschauer Ghettoaufstands im April 1943 nieder. Der Kniefall wurde als ein symbolischer Akt der Reue für die deutschen Verbrechen auch an den nichtjüdischen Polen empfunden. In der Folge belebten sich die kulturellen, politischen, wirtschaftlichen und zwischenmenschlichen Kontakte zwischen Deutschland und Polen.

Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion kam es schließlich zu einem Neubeginn der deutsch-polnischen Beziehungen. Der sechs Wochen nach der 
Wiedervereinigung abgeschlossene deutsch-polnische Grenzvertrag vom 14. November 1990 besiegelte völkerrechtlich endgültig das Ende der Nachkriegszeit im deutsch-polnischen Verhältnis.

 

Antikriegstag

Seit 1957 wird am 1. September an die Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie an die schrecklichen Folgen von Krieg, Gewalt und Faschismus erinnert. Die Initiative für diesen Gedenktag ging vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) aus, der erstmals am 1. September 1957 unter dem Motto „Nie wieder Krieg“ zu Aktionen aufrief. 

 

Materialien der Landeszentrale

  • Die Reihe MATERIALIEN
    Texte und Unterrichtsmaterialien zur Gedenkstättenarbeit
  • Gedenkstätten in Baden-Württemberg (Webauftritt des Fachbereichs Gedenkstättenarbeit)

 

Alte Fotos vom Krieg in Luxemburg